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Bischof Glettler (Innsbruck) in Tainach/Tinje: Kunst und Spiritualität befähigen zu aufmerksamer Wahrnehmung des Lebens

Superintendent Sauer würdigt ehemaligen Kärntner Bischof Kapellari für dessen „großartige Brückenarbeit für das Verhältnis von Kunst und Religion“

Bischof Glettler und Superintendent Sauer sprachen im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje über Kunst und Spiritualität. Foto: Rihter
Bischof Glettler und Superintendent Sauer sprachen im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje über Kunst und Spiritualität. Foto: Rihter

Klagenfurt, 4. 3. 25 (pgk). Die Verbindung von Kunst und Spiritualität stand am vergangenen Samstag im Mittelpunkt einer prominent besetzten Veranstaltung mit dem Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Hermann Glettler, in der österreichischen Bischofskonferenz Referatsbischof für Kunst und Kultur, und Superintendent Mag. Manfred Sauer (Kärnten-Osttirol). im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje.
Bischof Glettler wies in seinem Statement auf die Gemeinsamkeiten von Kunst und Spiritualität hin. Er ist überzeugt, dass „die beiden sympathischen und zugleich streitbaren Geschwister zu einer aufmerksamen Wahrnehmung des Lebens befähigen“. Der Innsbrucker Bischof, der für seine vermittelnde Tätigkeit zwischen Kirche und zeitgenössischer Kultur bekannt ist, nannte als erste und wichtigste Aufgabe der beiden Lebensbereiche, dass sie zu einer „kritischen Distanz“ befähigen, die angesichts des „alltäglichen Tsunamis an Bildern, Infos und Reizüberflutungen auf unseren Smartphones“ überlebensnotwendig sei. Christliche Spiritualität und Kunst seien schließlich auch weit mehr als eine „Suche nach Wellness und Wohlbefinden“, die nicht selten zu Selbstgefälligkeit und Kitsch verleite. Eine biblisch fundierte Spiritualität führe vielmehr, „aus dem Modus der Aggression in den Modus der Ansprechbarkeit“, so Bischof Glettler, der dabei auf eine Überlegung des Leipziger Soziologen Hartmut Rosa verwies. „Es braucht gerade angesichts der zunehmenden Härte im gesellschaftlichen Diskurs eine Entgiftung des Herzens und des Geistes. Beides kann durch Kunst und Spiritualität ermöglicht werden.“ Dies gelinge jedoch nur, wenn Menschen bereit seien, sich aus ihrer eigenen Wirklichkeitsblase herauslocken und „in einen Zwischenbereich verführen zu lassen, wo eingespielte Sicherheiten, Hör- und Sehgewohnheiten nicht mehr tragen“. Glettler ist überzeugt, dass wir „in unserer Menschlichkeit wachsen, wenn wir diese Verunsicherung zulassen, um einander und der Welt insgesamt neu zu begegnen.“ Das, was Kunst und Spiritualität für unsere Gesellschaft heute leisten können, sei, so Bischof Glettler, am besten mit den Begriffen „heilsame Unterbrechung, neu zu lernende Empathie und prophetischer Widerstand“ zusammengefasst. Bischof Glettler lud abschließend zur Ausstellung „Blicke nach innen – Nicäa“ ein, die am 28. Mai 2025 auf Schloss Bruck in Lienz eröffnet wird. Ausgehend vom ersten Ökumenischen Konzil im Jahr 325 soll in dieser Schau eine Entwicklung der christlichen Bildtradition mit exemplarischen Werken alter und zeitgenössischer Kunst nachgezeichnet werden.
Superintendent Sauer würdigte in seinem Statement den früheren langjährigen Kärntner Bischof Dr. Egon Kapellari für dessen „großartige Brückenarbeit für das Verhältnis von Kunst und Religion“. Beispielhaft für das diesbezügliche Wirken Bischof Kapellaris nannte Superintendent Sauer die Ausstellung „ICH gegenüber“ im Jahr 2000 auf Schloss Straßburg in Kärnten, seitens der Diözese kuratiert vom heutigen Chefredakteur der diözesanen Internetredaktion Dr. Karl-Heinz Kronawetter, in deren Rahmen 26 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten in Bezug zu alter Sakralkunst gesetzt haben sowie das Buch von Bischof Kapellari „Bis das Licht hervorbricht. Fragen zwischen Kirche und Kunst“. Das Buch zu dieser Ausstellung und das zitierte Buch von Bischof Kapellari seien für ihn bis heute, so der Superintendent, „eine wichtige und wertvolle Fundgrube sowie Impulsgeber für Predigten und Aufsätze zum Themenkreis Kunst und Spiritualität“. Kunst und Spiritualität würden, so Superintendent Sauer in Anlehnung an den Titel des Buches von Bischof Kapellari, „etwas zum Leuchten bringen und in Bewegung setzen“. Beide seien Ausdrucksformen menschlicher Existenz und deshalb „Türöffner und Licht, das dann hervorbricht“. Kunst und Spiritualität bedeuten Innehalten und Momente der Kontemplation bewusst einzugehen. Das habe sehr oft auch eine Veränderung zur Folge. In diesem Zusammenhang verwies der Superintendent auf das von ihm initiierte Kunstprojekt „Markushof“ in der Superintendentur als Begegnungsort von Kunst und Spiritualität. „Im Letzten ist dieser Dialog göttliches Geschenk und extrem bereichernd“, so Superintendent Sauer.
In seiner Begrüßung verwies Rektor Josef Kopeinig darauf, dass Kunst und Spiritualität „die große Sehnsucht nach Liebe, Schönheit und Ewigkeit“ verbinde. Letztlich gehe es beiden darum, „im Geröll unseres Alltags die Goldadern des Heiligen zu entdecken“. Unter Zitierung von Bischof Glettler betonte Rektor Kopeinig, dass Kunst und Spiritualität „streitbare Schwestern sind, die sich beide dem Göttlichen annähern“.