Allerheiligen und Allerseelen: Totengedenken in Zeiten von Corona - Weihwasserfläschchen, Gebetsvorlagen und Videoandacht
Livestream-Übertragung des Allerseelen-Requiems mit Bischof Marketz im Klagenfurter Dom
Klagenfurt, 28. 10. 20 (pgk). Die Gräber zu besuchen, der Verstorbenen zu gedenken, für sie zu beten und sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden, gehört wesentlich zum christlichen Glauben, besonders zu Allerheiligen und Allerseelen. Auch wenn heuer von gemeinsamen Gräbersegnungen und Feiern auf den Friedhöfen coronabedingt abgeraten wird, weisen die österreichischen Bischöfe kürzlich in ihrem Aufruf darauf hin, dass die Gräber, wenn auch nicht im Rahmen einer gemeinsamen Feier, auf jeden Fall gesegnet werden. Ebenso finden die liturgischen Feiern in den Kirchen statt. Für sie gilt die Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz zur Feier öffentlicher Gottesdienste.
Gleichzeitig ermutigen die Bischöfe auch ausdrücklich dazu, „anlässlich von Allerheiligen und Allerseelen die Gräber zu besuchen und für die Verstorbenen zu beten“.
Auch die Katholische Kirche Kärnten lädt zu Allerheiligen und Allerseelen unter Berücksichtigung der behördlichen Auflagen zum Besuch der Gräber und zum Gebet ein und hat dafür konkrete Tipps und Handreichungen ausgearbeitet (siehe Auswahl).
Weihwasser zum Selbst-Segnen, Gebetsvorlagen und Video-Andacht
Einige Kärntner Pfarren werden im Vorfeld zu Allerheiligen und Allerseelen Weihwasserfläschchen, teilweise mit Gebetsblättern, bereitstellen, damit die Gläubigen die Gräber auch selbst segnen können. In manchen Pfarren werden diese Weihwasserfläschchen auch direkt am Allerheiligen- oder Allerseelentag bei den Friedhöfen verteilt. So werden beispielsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klagenfurter Stadtpfarren von Freitag bis Sonntag bei den Haupteingängen der großen Friedhöfe (St. Martin, Luegerstraße: Freitag, 30. Oktober, 14 bis 16 Uhr und Samstag, 31. Oktober, 14 bis 16 Uhr; St. Ruprecht, Samstag, 31. Oktober, 14 bis 16 Uhr; Annabichl, Sonntag, 1. November, 14 bis 16 Uhr) kleine Weihwasserflaschen und Gebetsblätter austeilen.
Das Referat für Bibel und Liturgie hat eine Vorlage für ein Totengebet im Kreis der Familie, zu Hause oder am Friedhof, in deutscher und in slowenischer Sprache erarbeitet, das auf der diözesanen Website unter www.kath-kirche-kaernten.at/hauskirche heruntergeladen werden kann.
Die Pfarren der Klagenfurter Innenstadt, nämlich die Dompfarre, die Stadthauptpfarre St. Egid sowie die Pfarren St. Martin und St. Hemma, haben ein ergänzendes Angebot für den persönlichen Besuch am Friedhof bzw. das Totengedenken erstellt. Ein Gebetsblatt mit Texten und Liedern, das ab Donnerstag in den vier Pfarrkirchen zur freien Entnahme aufliegen wird, kann als Vorlage dienen, um zu Hause, im Kreis der eigenen Familie oder am Grab für die Verstorbenen zu beten.
Mit einem Video auf der diözesanen Website www.kath-kirche-kaernten.at/gebet-verstorbene lädt das Team der Stadtpastoral dazu ein, die Andacht mit den Texten aus dem Gebetsblatt, umrahmt von besinnlicher Musik, online mitzufeiern. Ausführende sind Dompfarrer Dr. Peter Allmaier, Domkapellmeister Thomas Wasserfaller, Domorganist Klaus Kuchling und Zsuzsanna Bolimovski (Violine). Das Video ist auch auf der Website der Bestattung Kärnten eingebettet.
Weitere Handreichungen für das persönliche Gebet für die Verstorbenen zu Hause und an den Gräbern stehen auch unter www.netzwerk-gottesdienst.at bereit.
Nacht der 1.000 Lichter, Nightfever und Kerzen für verlassene Verstorbene
Bereits am Freitag, dem 30. Oktober, laden Astrid Panger und Trauerseelsorger Geistl. Rat Mag. Johannes Staudacher vom Referat für Trauerpastoral der Diözese Gurk um 19 Uhr zu einer Andacht für Hinterbliebene nach dem Suizid von Angehörigen in die Klagenfurter Kreuzberglkirche ein. Musikalisch mitgestaltet wird die Andacht von der Harfinistin Isabelle Hassler.
Am Samstag, dem 31. Oktober, findet in einigen Kärntner Pfarren die „Nacht der 1.000 Lichter" statt. Im Rahmen der Aktion werden Lichter bei Kirchen und Kapellen entzündet, um auf das Allerheiligen-Fest einzustimmen.
Ebenso am 31. Oktober lädt die jungeKirche Kärnten um 20 Uhr zu einer hl. Messe mit anschließendem Lobpreis und Nachtgebet unter dem Motto „Nightfever“ in die Stadthauptpfarrkirche Klagenfurt-St. Egid ein. Menschen, die in der Klagenfurter Innenstadt unterwegs sind, sind dazu eingeladen, in der Kirche eine Kerze für Verstorbene anzuzünden.
Bereits traditionell findet am Allerheiligentag, dem 1. November, kärntenweit die Aktion „Kerzen für verlassene Verstorbene“ statt, bei der Jugendliche der jungenKirche Kärnten Friedhöfe besuchen und jener Verstorbenen gedenken, an deren Gräbern noch keine Kerze brennt.
Livestream-Übertragung des Allerseelenrequiems im Klagenfurter Dom
Diözesanbischof Dr. Josef Marketz wird am Allerseelentag, am Montag, dem 2. November, im Klagenfurter Dom um 19 Uhr die hl. Messe feiern. Musikalisch mitgestaltet wird die Allerseelenliturgie vom Vokalquartett der Dommusik Klagenfurt, Christian Filipič (Querflöte) und Domorganist Klaus Kuchling (Gesamtleitung: Dommusikassistentin Melissa Dermastia). Zur Aufführung kommt das „Requiem für Orgel, Vokalquartett und Querflöte“ von Martin Wadsack. Das Allerseelenrequiem mit Bischof Marketz wird auf www.kath-kirche-kaernten.at/domklagenfurtlive via Livestream übertragen. Aktuelle Informationen betreffend der liturgischen Feiern in den Kärntner Pfarren zu Allerheiligen und Allerseelen sind in den Pfarren oder auf deren Websites erhältlich.
Allerheiligen, Geschichte des Festes
Die Verehrung der Heiligen und die Bitte um ihre Fürsprache ist – ebenso wie das Gebet für die Verstorbenen – biblischen Ursprungs (vgl. z. B. Offb. 6,9). Bereits Ende des 1. Jahrhunderts versammelten sich Christen an den Gräbern der Märtyrerinnen und Märtyrer, der ersten Gruppe von Heiligen. Gemeinsam erinnerte man sich dort am jeweiligen Jahrestag des Todes dieser heiligen Frauen und Männer. Später errichtete man über ihren Gräbern Kirchen, und schließlich wurden Gebeine aus solchen Gräbern auch in schon bestehende oder neu zu errichtende Kirchen gebracht. In den Katholischen Kirchen werden unter dem Altar Heiligenreliquien beigesetzt oder in besonderen Reliquiaren zur Verehrung ausgestellt.
Das Datum für diesen Gedenktag war in den verschiedenen Teilkirchen unterschiedlich. So war die Weihe des römischen Pantheons zur „Kirche der Gottesmutter Maria und aller heiligen Märtyrer“ im Jahr 610 für den damaligen Papst Bonifatius IV. Anlass, den 13. Mai als Gedenktag für die Verstorbenen festzulegen. Aber auch der Sonntag nach Pfingsten sowie der Freitag nach Ostern wurden als Gedächtnistage überliefert.
Im Lauf der Geschichte der Kirche wurden nicht mehr nur Menschen verehrt, die aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus verfolgt und getötet wurden, sondern zunehmend auch solche, deren Leben durch ihren Glauben besonders geprägt war. Das Fest im heutigen Sinne, als Tag des Gedächtnisses aller Heiligen, ist zunächst im 8. Jahrhundert in England und Irland bezeugt, wo ein neuer Festtermin entstand: Der 1. November markierte hier den Winterbeginn und war zugleich Jahresanfang. Durch irisch-schottische Missionare gelangte das Allerheiligenfest im 9. Jahrhundert auch auf den Kontinent. 835 legte es Papst Gregor IV. unter dem Namen „Fest aller Heiligen“ auf den 1. November. Seither wird es in der ganzen Kirche an diesem Tag gefeiert.
Allerheiligenlitanei
Eine besondere Ausformung der Heiligenverehrung ist die Allerheiligenlitanei. Sie gilt als die älteste Litanei der römischen Kirche und wird als einzige in den offiziellen liturgischen Büchern verwendet. Ihren ursprünglichen Kern bilden die an Christus gerichteten Bittrufe, die mit „Herr, befreie uns“ und „Wir bitten dich, erhöre uns“ beantwortet werden. Ihnen wurden Anrufungen der Heiligen vorangestellt, die der Litanei schließlich auch den Namen gaben, obwohl die ganze Litanei als solche eine Christus-Litanei ist. Die Allerheiligenlitanei ist als großes Bittgebet in der Osternacht, bei Sakramentenspendungen und Weihehandlungen, dem sakramentalen Segen und bei Bittprozessionen vorgesehen.
Allerseelen
998 setzte Odilo, Abt des französischen Benediktinerklosters Cluny, für alle ihm unterstellten Klöster fest, dass am Tag nach Allerheiligen aller Verstorbenen durch Gebet und Messe zu gedenken sei. Dieses Gedächtnis breitete sich rasch über Frankreich, England und Deutschland aus und wird heute ebenfalls noch weltweit am 2. November gefeiert. Das Totengedenken am Allerseelentag vergegenwärtigt, dass nach christlichem Verständnis mit dem Tod ein neues Leben in der Vollendung bei Gott geschenkt wird. Die enge Verbindung von Allerheiligen und Allerseelen ist auch in den Texten der Messfeier verankert.