Organisation

Diözesanbischof

Josef Marketz: Theologe, Seelsorger und Caritas-Manager

Der neue Kärntner Bischof hatte in der Diözese Gurk nicht nur zahlreiche Leitungsfunktionen über, sondern war zugleich auch fast immer als Pfarrseelsorger im zweisprachigen Gebiet tätig

Klagenfurt, 31.01.2020 (KAP) - Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz wurde am 30. Juli 1955 in St. Philippen ob Sonnegg/St. Lips im zweisprachigen Gebiet Südost-Kärntens geboren und stammt aus der slowenischen Volksgruppe. 1975 maturierte Marketz am Gymnasium in Tanzenberg. Nach dem Theologiestudium in Salzburg und Laibach wirkte er ein Jahr als Diakon in Ecuador in Südamerika, 1982 wurde er in Klagenfurt zum Priester geweiht.

Zunächst war Marketz als Kaplan in den zweisprachigen Gemeinden Ferlach/Borovlje und St. Jakob im Rosental/St. Jakob v Rozu tätig. Von 1985 bis 1988 war er Jugendseelsorger für das zweisprachige Gebiet und von 1986 bis 1989 Pfarrprovisor in St. Jakob im Rosental. Nach einem Studienaufenthalt wurde er 1992 an der Universität Wien zum Doktor der Theologie promoviert. Er dissertierte im Fachbereich Pastoraltheologie bei Prof. Paul Zulehner.

1992 erfolgte die Ernennung zum Leiter der Slowenischen Abteilung im Bischöflichen Seelsorgeamt der Diözese Gurk und 1994 zusätzlich zum Pfarrer von Radsberg/Radise. Nach einem Jahr als Provisor von Ferlach, Unterloibl/Podljubelj und Glainach/Glinje (2006/07) sowie einem anschließenden Studienaufenthalt in Rom und Jerusalem nahm Marketz im Herbst 2008 seine Tätigkeit als Leiter der Slowenischen Abteilung des Seelsorgeamtes wieder auf.

2009 wurde er zum Direktor des Seelsorgeamtes und zum Bischofsvikar für Seelsorge, Mission und Evangelisierung ernannt. Das Amt des Seelsorgeamtsdirektors sowie sämtliche Funktionen im Rahmen dieser Tätigkeit, wie z. B. die Herausgeberschaft der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag", der slowenischen Kirchenzeitung "Nedelja", der Kinderzeitschrift "Regenbogen" und der Internetredaktion hatte Marketz bis zu seinem Wechsel an die Spitze der Kärntner Caritas am 1. September 2014 inne. Bis 1. September 2013 war Marketz überdies auch Pfarrprovisor in Radsberg, Rottenstein/Podgrad und Mieger/Medgorje.

Mit der Übernahme der Leitung des Kärntner Caritasverbandes wurde Marketz auch zum Bischofsvikar für die Caritas und für soziale Dienste ernannt. Marketz ist weiters wirklicher Konsistorialrat, Diözesan-Koordinator für Asylfragen, Präsident des Bonifatiusvereins der Diözese Gurk und Rektor der Klagenfurter Bürgerspitalkirche. In Anerkennung seines Wirkens wurde er 2004 zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) ernannt.

Klare Haltung in der Flüchtlingsfrage

Als Caritas-Direktor äußerte sich Marketz mehrmals klar im Sinne eines humanen Umgangs mit Flüchtlingen und der Verantwortung der Politik dafür. So ließ er 2015 zu Beginn der Flüchtlingsbewegung mit harter Kritik an der Europäischen Union aufhorchen: Im Blick auf das damals überlastete Lampedusa sagte Marketz, dort die ganze Schuld auf Schlepper zu schieben, wo in Wahrheit "eine europäische Politik dahintersteht, die das verändern könnte", sei zu wenig. Der Caritas-Direktor selbst bemühte sich in diesem Krisenjahr um vermehrte Aufnahme von Flüchtlingen in Pfarrhöfen und Privatquartieren.

Im aktuellen Wirkungsbericht 2018 der Kärntner Caritas äußerte sich Marketz als deren Direktor über Veränderungen in der Gesellschaft, "von denen uns manche durchaus Positives verheißen, andere aber auch Sorgen bereiten". Davor hatte sich die Caritas kritisch über die Einsparungen der Regierung im Sozialbereich geäußert. Die Caritas werde "ihren Auftrag erfüllen, Hilfe für Menschen in Not bereitstellen und eine solidarische Gesellschaft mitgestalten", rief Marketz das Caritas-Motto "miteinand>gegeneinand" als "unersetzlich" in Erinnerung und sagte zuletzt in einem Interview zu Weihnachten: "Die Sozialleistungen selbst müssen armutsfest sein und ein Leben in Würde ermöglichen."

Einfachen Lebensstil behalten

Mit seinem künftigen Bischofsamt verbinde er Herausforderungen wie Bewahrung der Schöpfung und soziale Sensibilität, wo er einiges von seiner bisherigen Aufgabe bei der Caritas in die Bischofskonferenz einbringen wolle, sagte Marketz nach seiner Ernennung im Interview mit Kathpress. Bischof zu sein sei eine große Verantwortung, so Marketz. Man werde auf seinen Lebensstil als Bischof schauen - "ob ich das, was ich verkünde, auch im Leben umsetze". Für sein Hirtenamt bezog sich Marketz auf das Bild von der Herde: Der Hirte müsse auch das letzte Schaf im Blick behalten bzw. sogar prioritär behandeln. Die Ränder nicht zu übersehen, die es auch in einer Herde gebe, passe gut zu seiner bisherigen Arbeit bei der Caritas. Und: Der Hirte geht oft hinter der Herde, so Marketz' Beobachtung. Die Schafe würden spüren, wohin es geht. Der Hirte sei dann gefordert, wenn sich der Herde Hindernisse entgegenstellen, denn dann müsse er nach vorne und dabei helfen, diese zu überwinden.

Josef Marketz will aber auch - so ließ er erkennen - Teil der Herde sein. D.h. im Sinne von Papst Franziskus bescheiden bleiben, einfach leben, weiterhin sein Frühstück zubereiten, seine Wäsche waschen, seinen kleinen Garten bestellen - "einfache Dinge, die mir helfen, am Boden zu bleiben" und so zu leben wie andere Menschen auch.

Für seinen Glauben an Gott sei der Begriff "Liebe" zentral, führte Marketz im Interview aus. Gott sei in jedem Menschen "schon da". In den zwischenmenschlichen Beziehungen "da ist Liebe, da wird sie gesucht, und wo die Liebe ist, da ist Gott", sagte Marketz, der für sich als Bischofsspruch "Deus caritas est" (Lateinisch für: "Gott ist Liebe") gewählt hat.