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Diözesanbischof

Feierliche Eröffnung des „Jahr des Glaubens“ im Klagenfurter Dom

Bischof Schwarz würdigt Leistungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und ruft zur Lektüre der Konzilstexte auf

 (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)
(© Foto: Pressestelle/Eggenberger)

Klagenfurt, 12. 10. 12 (pgk). Das „Jahr des Glaubens“ solle eine „neue Epoche in der Kirche eröffnen“, sagte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz gestern Abend bei seiner Festansprache zum Thema „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein – Herausforderungen für die Katholische Kirche Kärnten in der Welt von heute“ im Rahmen der zweisprachig gestalteten Auftaktveranstaltung zum  „Jahr des Glaubens / leto vere“ im Klagenfurter Dom. Mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil, das gestern vor 50 Jahren eröffnet wurde, verwies der Kärntner Bischof auf die Konzilsväter, „die mit der Kraft des Heiligen Geistes neue Perspektiven der Hoffnung für die Welt formulierten. Als „auffälligste Errungenschaft“ des Konzils nannte Bischof Schwarz die Erneuerung der Liturgie, die beim Konzil neue Formen der Feier der hl. Messe wie zum Beispiel die Feier in der jeweiligen Muttersprache festgelegt habe. In diesem Zusammenhang würdigte Bischof Schwarz die „bahnbrechende Vereinbarung“ bei der Kärntner Diözesansynode im Jahr 1972, die diese Umsetzung „mit einer großen Geste der Versöhnung und eines Neuaufbruchs im Miteinander der Volksgruppen“ geregelt habe.
Heute werde in vielen Zeitanalysen der „Sturm- und Gegenwind der Kirche und der hohe Wellengang, der durch Säkularisierung und großen Relativismus ausgelöst werde“ beschrieben. In unserer Gesellschaft gebe es „große Veränderungen der Lebensbedingungen“. „Was früher selbstverständlich war im Umgang miteinander, an Höflichkeit und Respekt, an Vertrauen, Klugheit, Tapferkeit, an Mäßigung und Maßhalten, geht heute immer mehr verloren“, so der Kärntner Bischof. Dies werde dann mit den Schlagworten „Wertewandel“ und „Gleichgültigkeit“ bezeichnet. Es gebe heute viele Ablenkungen, Oberflächlichkeiten und Möglichkeiten zur Zerstreuung, gleichzeitig aber auch eine „oft stille Sehnsucht nach Stabilität, Treue, Tiefgang und Beheimatung“. Daher müsse die große Frage heute lauten, „wie der Glaube in unserer so komplexen Welt als persönliches sich-Gott-Anvertrauen gelebt werden und bestehen kann“. Die große Herausforderung sei, so der Kärntner Bischof mit Verweis auf das Leitbild der Diözese Gurk „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein“, „die Konzentration auf das Wesentliche und die Mitte unseres Glaubens, Jesus Christus“. Das Leitbild sei aber keine Aufforderung zu Mehrarbeit oder stärkerer Belastung, sondern „ein Aufruf zu mehr Wachsamkeit in unserem alltäglichen Dienst und Glauben“. Mit dem Leitbild vertrete die Diözese Gurk ein einladendes katholisches Profil und fördere innerhalb der Katholischen Kirche unterschiedliche Angebote christlicher Glaubenspraxis. „Wir werden uns weder abgrenzen von der Welt, noch anbiedern an den Zeitgeist. Unser Weg ist der Weg der Anteilnahme und des Naheseins“, sagte Bischof Schwarz. Kirche müsse sich als Gemeinschaft von Glaubenden in besonderer Weise der Treue zu den Verzagten und Klagenden, den Weinenden und in der Dunkelheit Gehenden als Wegbegleiterin erweisen. Die Kirche müsse ihre Stimme erheben für die Ausgegrenzten, die Fremden und Heimatlosen. Es sei weder teilnahmslose Abgrenzung, noch vertrauensselige Anbiederung an die Sorgen und Bedingungen der Welt die Lösung. „Glaubende haben Maß zu nehmen an der Hingabe Gottes für die Welt und das Interesse zu studieren, das Gott in seiner unendlichen Liebe auszeichnet“, betonte Bischof Schwarz. Es sei wichtig, sich als Kirche nicht resignativ zurück zu ziehen und sich auf „Kerngebiete der traditionellen Seelsorge“ zu beschränken. Glaube sei individuell und doch ohne Gemeinschaft nicht zu leben. Im „Jahr des Glaubens“, einem für die ganze Welt vorgeschlagenen Weg, werde der Glaube an Jesus Christus lebendig.
Als eine der möglichen Ursachen für den Glaubensschwund heute nannte der Kärntner Bischof, dass die „drei Grunddimensionen des Lebens, nämlich das Denken, das Reden und das Handeln, getrennt nebeneinander stehen, anstatt dass sie miteinander verbunden sind“. Der Glaube müsse mit allen denkerischen Kräften gesucht und ins Wort gebracht, aber in weiterer Folge vor allem auch gelebt werden, sagte Bischof Schwarz. „Wenn Denken zum reinen Selbstzweck wird und keine Handlungen nach sich zieht, wo alles sich nur um eine Sache dreht, die im Grunde nur im Kopf existiert, ermüdet das den Menschen, weil der Bezug zur Realität, zu seiner Lebenserfahrung und Lebenswelt fehlt“, sagte der Kärntner Bischof.
Im „Jahr des Glaubens“ wolle die Katholische Kirche Kärnten im Sinne des Leitbildes diese Grunddimension der Einheit von Denken, Reden und Handeln den Menschen neu bewusst machen, sagte Bischof Schwarz und rief zu einer „neuen geistig-geistlichen Revitalisierung und einem Umdenken“ auf. „In der Unruhe unserer Zeit brauchen wir eine feste Verankerung in unserer Gottesbeziehung, in unserer Freundschaft zu Jesus Christus und in der Orientierung am Heiligen Geist“, sagte der Kärntner Bischof, der dafür appellierte, die Texte des Konzils zu lesen. Christinnen und Christen seien gerade heute dazu herausgefordert, „Profil zu zeigen und zu sagen, wofür sie stehen, damit das katholische Erbe lebendig bleibt und Zukunft hat“, sagte Bischof Schwarz und rief dazu auf, „den Glauben mutiger zu bekennen, fröhlicher zu glauben, treuer zu beten und inniger und leidenschaftlicher zu lieben“.
Es sei im Sinne des Konzils, täglich zu beten, den Sonntagsgottesdienst mit zu feiern, immer wieder den Weg der Umkehr in der Feier der Versöhnung zu suchen, sich die Liebe Gottes in den Sakramenten schenken zu lassen und die vielen Formen der Volksfrömmigkeit zu hüten. „Bei all den Traditionen, die wir haben, ist nicht zu übersehen, dass herkömmliche kirchliche Milieus verschwinden“, so Bischof Schwarz. Viele Menschen seien heute im Glauben stärker auf sich selbst angewiesen und Eigenverantwortlichkeit sei gefordert. Für manche sei Gott abhanden gekommen oder sehr fern. „Wenn christliche Rituale und Bräuche ihre Kraft verlieren, fehlen die Anknüpfungspunkte“, betonte Bischof Schwarz.
Eine besondere Herausforderung unserer Zeit sei auch die oft gestellte Frage nach der Nützlichkeit. Wenn wir aber mit dieser Frage an Gott und die Welt heran treten, dann führe dies in eine „Banalität, die letztendlich müde macht“. Die entscheidenden Fragen für glaubwürdige Christinnen und Christen dürften nicht lauten „Was gibt mir das? Was bringt mir das?“, sondern, so der Kärntner Bischof, „Wem dient etwas? Wem kann ich helfen?“
„Christsein und Glaube sind kein Weg im Flachland. Der Weg geht durch Brüche und Widrigkeiten, durch Unwegsamkeiten“, sagte Bischof Schwarz und betonte, dass ein leidenschaftsloser, selbstzufriedener Geist der gefährlichste Feind des Glaubens sei.
„Wenn wir im Rhythmus von Beten und Arbeiten miteinander leben, dann entkommen wir der Banalität, der Alltäglichkeit, der Oberflächlichkeit, in die wir von der Zerstreuungsgesellschaft hineingeführt werden“, sagte der Kärntner Bischof und wünschte sich ein „neues Empfinden für die Heiligung des Sonntags und die Feste im Kirchenjahr“.
Superintendent Mag. Manfred Sauer dankte in seinem Grußwort im Rahmen des Festaktes für „das respektvolle und entgegenkommende Miteinander“ der katholischen und evangelischen Kirche in Kärnten. „Wir können unseren Glauben frei bekennen und ungehindert ausüben, ein hohes Gut, das es zu schützen und für viele Länder unserer Welt noch zu erringen gilt“, sagte der Superintendent. Kirche sei herausgefordert, so der Superintendent, „sich einzumischen, wenn es in der Welt drunter und drüber geht, wenn Recht und Gerechtigkeit verbogen und außer Kraft gesetzt werden, wenn verhetzt, polarisiert und Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgewiegelt und ausgespielt werden“. Unter Bezugnahme auf das von Konzilspapst Johannes XXIII. geprägte „Aggiornamento“, der Verheutigung und Anpassung der Kirche an die Gesellschaft, betonte Superintendent Sauer, dass damit kein Unterwerfen oder Anbiedern an den Zeitgeist gemeint sei, „sondern im Gegenteil, dass man als Kirche erkennt, was dran und was notwendig ist“. Es gehe darum, „Salz der Erde und Licht der Welt“ zu sein und „gegen die Dunkelheiten der Welt immer wieder ein Licht der Hoffnung zu entzünden“. Es gehe darum, so der Superintendent, „mit dem Salz des Evangeliums befreiend und heilsam zu wirken, solidarisch zu sein und einen Vorgeschmack auf das Reich Gottes zu ermöglichen. Er sei überzeugt davon, dass vom Zweiten Vatikanischen Konzil viele wichtige und nachhaltige Impulse, besonders auch im ökumenischen Prozess ausgegangen sind. „Es verpflichtet und motiviert uns, auch in Zukunft mit vereinten Kräften das Gemeinsame zu vertiefen und das Trennende zu überwinden“. Es gebe auch im ökumenischen Prozess Stimmen, die von Stillstand reden würden und pessimistisch seien. Er hoffe, so der Superintendent, „dass im ´Jahr des Glaubens´ das Wort Gottes wie ein Samenkorn auf fruchtbaren Boden fällt, sich in den Herzen der Menschen verwurzelt und neue Früchte der Hoffnung und Zuversicht hervorbringt“.
Landeshauptmann Gerhard Dörfler dankte Bischof Schwarz und Superintendent Sauer für die „vorbildhaft gelebte Ökumene in Kärnten“. Er hoffe, dass das „Jahr des Glaubens“ dazu beitrage, „Menschlichkeit, Zufriedenheit, Gemeinschaft und das Miteinander zu stärken“, sagte der Landeshauptmann, der sich für einen „Systemwechsel“ aussprach, nämlich „dass wir uns wieder mehr Zeit nehmen für Dinge, die man nicht kaufen kann“.

Im Rahmen des Festaktes, an dem zahlreiche RepräsentantInnen aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Medien und Öffentlichem Leben teilnahmen, feierte der Kärntner Bischof eine Wort-Gottes-Feier. Weiters wurde ein Kurzfilm zum Thema „heute glauben“ sowie Video-Statements mit Erinnerungen an das Zweite Vatikanische Konzil der Zeitzeugen Bischofsvikar Dr. Olaf Colerus-Geldern, Prälat Dr. Karl Heinz Frankl, Dr. Ernst Waldstein-Wartenberg und Sr. Maria Andreas Weißbacher präsentiert. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung vom Austrian Brass Quintet „HoViHoLoHoff“, dem Gemeinschaftschor der Katholischen Jugend, Domkapellmeister Thomas Wasserfaller und Domorganist Klaus Kuchling. Konzipiert und moderiert wurde der Abend von Dr. Karl-Heinz Kronawetter, Koordinator des „Jahr des Glaubens“ in der Diözese Gurk und Chefredakteur der Internetredaktion, der in seinem Statement darauf hinwies, dass es damals wie heute gilt, „die ´Zeichen der Zeit´ zu erkennen, richtig zu deuten und verantwortungsvoll zu handeln, damit alle Menschen die Liebe und das Heil Gottes erfahren“. Das „Aggiornamento“, das das Zweite Vatikanische Konzil als Signalwort geprägt habe, sei heute gleichsam als „System-Update“ zu bezeichnen, „den unaufgebbaren Gehalt unseres christlichen Glaubens zu aktualisieren“, so Kronawetter.
Die anschließende Agape am Domplatz bot Möglichkeit zu Gespräch und Begegnung.

Das „Jahr des Glaubens“ in der Diözese Gurk.
Im Rahmen des „Jahr des Glaubens“, das Papst Benedikt XVI. anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“ ausgerufen hat und das weltweit von 11. Oktober 2012 bis zum Christkönigssonntag am 24. November 2013 begangen wird, finden in der Diözese Gurk zahlreiche vielseitige Veranstaltungen statt. Zu den Höhepunkten des „Jahr des Glaubens“ in der Diözese Gurk zählt unter anderem ein  „Hör- und Glaubensprojekt“ der beiden Theologen Dr. Michael Kapeller und Mag. Klaus Einspieler sowie von Sr. Regina Kaltenegger. Unter dem Titel „Unser Herz atmet mit dem Ohr“ wird im Rahmen dieses Projektes in der Fastenzeit 2013 unter anderem eine CD mit literarischen Texten, Flöten- und Orgelmusik und Psalmen sowie ein Textbuch mit Impulsen produziert sowie vier Glaubensabende durchgeführt werden. Besonders erwähnenswert sind unter anderem auch die Erwachsenenbildungs-Reihe „Glauben und Denken“ des Katholischen Bildungswerkes, die von 5. bis 16. November mit mehr als 50 Veranstaltungen kärntenweit stattfindet, sowie die monatlichen Vortrags- und Diskussionsabende zum Zweiten Vatikanischen Konzil, die ab 31. Jänner monatlich im Villacher Pfarrzentrum St. Martin durchgeführt werden. Ein prominenter Gast kommt im Rahmen des „Jahr des Glaubens“ am Samstag, dem 10. November, ins Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje, nämlich der Prager Theologe, Religionsphilosoph und Autor Tomàš Halík. Er wird zum Thema „Geduld mit Gott“ sprechen. Besonderes Augenmerk liegt im „Jahr des Glaubens“ unter anderem auch auf der Kinder- und Jugendkatechese, der „geistlichen Persönlichkeitsbildung“ jedes einzelnen und der Stärkung des Taufbewusstseins.