Anselm Grün: “Firmen, die Werte missachten, werden wertlos”
"Richtiges Maß" Thema des 3. Ethik-Forum St. Georgen - Bischof Schwarz: "Ökonomie nicht nur den Ökonomen überlassen"

Klagenfurt, 30.10.2015 (KAP-PGK) - Für ein "maßvolles Wachstum" der Wirtschaft hat der Benediktinerpater Anselm Grün am Donnerstag, dem 29. Oktober 2015 beim 3. Ethik-Forum St. Georgen plädiert. Im Umgang mit der Schöpfung und mit den eigenen Kräften müsse man als Einzelperson wie auch als Unternehmen "das richtige Maß finden, ohne dabei mittelmäßig zu werden", so der Philosoph und Bestsellerautor. Führungskräfte sollten um das rechte Maß für die Mitarbeiter wissen, um auf Dauer gute und effektive Arbeit zu ermöglichen. Seine Mahnung an die über 200 Führungskräften aus Österreich und Deutschland: "Firmen, die Werte missachten, werden wertlos."
Die Ökonomie nicht nur den Ökonomen überlassen
Um das aus der Benedikts-Regel entnommene Motto des "richtigen Maßes" drehte sich bei Österreichs größter Wirtschaftsethik-Fachtagung auch die Begrüßungsrede des Klagenfurter Bischofs Alois Schwarz. Oftmals werde in der Gesellschaft das Maß überschritten und führe zum "Unheil des Planeten" - wie etwa die Klimaveränderung vorzeige. "Wo Gier dominiert, wird Gewissen minimiert", so der österreichische "Umweltbischof", der auch dazu aufrief: "Wir dürfen die Ökonomie nicht nur den Ökonomen überlassen!" Niemand solle in Zukunft sagen, "dass wir die Generation waren, die die Welt unbewohnbar gemacht hat."
Einen pessimistischen Blick hielt Schwarz dennoch nicht für angebracht, gebe es doch auch genügend Aufbrüche, Positiv-Beispiele und Engagement in der Gesellschaft. Vieles davon geschehe auch im Rahmen der Kirche, die mit dem Verweis auf Gott das richtige Maß sichere, jeden Menschen als Gottes Ebenbild ansehe und damit "Garant für Menschlichkeit und Menschenwürde" sei. Der Bischof verwies dazu auf die aktuelle Flüchtlingskrise: Nachdem schon im Mittelalter der Brauch des Kirchenasyls bestanden habe, sei die Kirche auch heute "ein Ort, wo Flüchtlinge Hilfe bekommen."
Ordensregel für das Management
Abtpräses Christian Haidinger stellte die Kriterien für "Managementtauglichkeit" aus dem Blick des Ordensgründers Benedikt dar. Für benediktinisches Wirtschaften seien die Mitsprache auf allen Ebenen, die externe Kontrolle bei gleichzeitiger Autonomie, ein klares Wertesystem sowie auch die gewachsenen Traditionen wichtige "Eckpfeiler", dazu auch die "goldene Regel" der Bergpredigt: "Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen". Als Wert, der die gesamte Ordensregel durchziehe, nannte der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der österreichischen Männerorden die "Ehrfurcht vor Gott, den Menschen und den Dingen gegenüber".
Ethik Gütesiegel "zukunftsfähig & enkeltauglich"
Im Rahmen der Tagung überreichte Bischof Schwarz das Ethik Gütesiegel "zukunftsfähig & enkeltauglich" an die Unternehmen Sto und Kollitsch Management GmbH. Die Auszeichnung für glaubwürdiges und ethisches unternehmerisches Handeln wird vergeben auf Basis eines CSR & Ethik Check, den das Wirtschaftsethik Institut Stift St. Georgen (WEISS) bereits 25 Mal bei Unternehmen in ganz Österreich im Rahmen eines Workshops durchgeführt hat. Die Überprüfung sei die "praxisorientierte Umsetzung der Papst-Enzyklika Laudato si", heißt es seitens des Instituts WEISS.