10 Jahre Diözesanpartnerschaft mit Sarajevo
Im Rahmen des Mitteleuropäischen Katholikentages hat Diözesanbischof Alois Schwarz beschlossen, eine Partnerschaft mit der Erzdiözese Sarajevo zu starten. So wurde damit begonnen, sich gegenseitig zu besuchen, Aktivitäten auf den verschiedensten Ebenen (Caritas, Kindergarten, Pfarre, Schule …) zu setzen, das Gegenüber wahrzunehmen in seinem Sein – auch Anderssein.
„Schafe für Rückkehrer“, „Essen auf Rädern“, die Unterstützung von alten und kranken Priestern in Sarajevo durch die Selbstbesteuerung unserer Diözesanpriester, die Beteiligung beim Bau des Europakindergartens und des Priesterheimes sind nur einige dieser Projekte. Manch Begonnenes wurde korrigiert, verändert, verbessert. Das Eine oder Andere hat aufgehört, Neues ist entstanden.
Zurzeit ist die Unterstützung des Jugendzentrums Johannes-Paul II. in Sarajevo ein großes Anliegen. Dieses soll ein Ort der Bildung, ein Ort der Begegnung und ein Ort der Spiritualität sein, in dem jungen Menschen aus Bosnien-Herzegowina, aber auch über die Grenzen hinweg, positive Perspektiven für die Zukunft ermöglicht werden sollen.
Partnerschaft bedeutet immer auch Beziehung, Begegnung mit anderen, vertraut werden mit Fremdem. Es war und ist für uns immer noch vieles neu: In einem Land zu sein, das noch heute an den Folgen des Krieges in den 90er Jahren leidet, mit Katholiken unterwegs zu sein, die in der Stadt Sarajevo nur etwa vier Prozent der Bevölkerung ausmachen, Menschen zu begegnen, die durch den Verlust von Angehörigen, Freunden, Haus und Hof verbittert und unversöhnlich sind, zu hören, dass von 20000 Vergewaltigungen während des Krieges nur etwa 20 in einem Verfahren behandelt wurden, dass die Arbeitslosenrate bei 45% liegt und ein Teil der Bevölkerung von € 100, - Rente leben muss.
Bosnien-Herzegowina bedeutet 2.2 Mio. Menschen auf der Flucht, 100000 Tote, allein in Sarajevo 11541, davon 1601 Kinder. Und doch gibt es Augenblicke des Glücks, Hoffnung aus dem Glauben heraus, Aufbruch zu Neuem. Häuser werden renoviert, Kindergärten errichtet, Schul- und Jugendzentren, offen für alle, gebaut.
Die Diözese Gurk versucht, die Katholische Kirche in Sarajevo auf dem Weg in eine gelingende Zukunft zu unterstützen – durch finanzielle Zuwendungen, vor allem aber durch Gespräche, in denen wir den Menschen zeigen, dass sie nicht allein sind, dass es solidarisches Handeln gibt, dass Freundschaft nicht an Grenzen gebunden ist.
Ich bin überzeugt davon, dass wir den Menschen in unserer Diözese, und darüber hinaus, bewusst machen müssen, dass Sarajevo – von Klagenfurt nur etwa 630 km entfernt, in unseren Köpfen aber weiter weg als die Malediven – die Unterstützung „von außen“ braucht, von der Europäischen Union, von Österreich, von Kärnten, von uns Christen.
Kurt Haber, Koordinator