Pfarre

Kolbnitz

Pfarre und Geschichte

Foto  Unterschrift: Pfarrkirche Kolbnitz St. Jakobus (© Foto: Hans Tuppinger)
Foto Unterschrift: Pfarrkirche Kolbnitz St. Jakobus (© Foto: Hans Tuppinger)

Pfarre und Pfarrkirche Kolbnitz

Das Gebiet von Kolbnitz war vor 1124 im Besitz der Grafen von Lurn, Vögten des Bistums Freising bei München. Daß es ursprünglich zu den Pertinenzen (Zubehör) der karolingischen königlichen Kapelle Lurn gehört hatte und über das Bistum Freising an dessen Vögte, die Lurner Grafen, gelangt war, wird angenommen.
Die erste Erwähnung des Ortes Kolbnitz fällt auf das Jahr 1124: „Cholomunze“. Dazu kam es folgendermaßen: Altmann war Bischof von Trient und letzter Sproß der Grafen von Lurn. Noch vor 1124 verschenkten er und seine Mutter Adelheid Teile ihrer Besitzungen in „Cholomunze“ an die oberösterreichische Propstei Suben. Damit kann nur die heutige Ortskirche gemeint sein, denn 1160 verkaufte Suben die „halbe“ Kirche in Kolbnitz mit entsprechenden Grundstücken sowie den Friedhof an das Stift Admont/Steiermark durch die Hand Erzbischofs Eberhard I. von Salzburg um 57 Mark, welche dieser der Propstei auszahlte.
Die „medientas ecclesi s. Jacobi cum predio Cholmencz“ wurde dem Kloster Admont von den Päpsten Alexander III. 1171 und Urban III. 1187 als Besitz bestätigt.

Foto263 Unterschrift: Auszug aus Urkunde der ersten Erwähnung von Kolbnitz im Jahre 1124

In der Chronik der Pfarre, geschrieben von Pfarrer Johannes Abermann im Mai 1853, steht u.a.:
„Die Zeit der ersten Erbauung der Pfarrkirche ist zuverläßlich nicht zu ermitteln . Ihr Anblick jedoch läßt vermuten, daß an ihr mehrere Veränderungen vorgenommen worden sind . In der `Juvavia` wird Kolbnitz als ein zum Diakonate Gmünd gehöriges Vikariat namhaft gemacht. Eigene Pfarre ist sie erst seit 1786. Erster Pfarrer(Parochus) wurde Ignaz Walchensteiner, vorher Vikar da Orts. 1787 bat Pfarrer Ignaz Walchensteiner um einen Beitrag zum Unterhalt und die Anstellung eines Kaplans, weil die Seelenzahl über 800 betrage.
Die Pfarrkirche zu Kolbnitz, zur Ehre des heiligen Jakob des Größeren eingeweiht, hat wenig merkwürdiges. Ist mit drei niedlichen Altären geziert, auch mit einer Kanzel und einer Orgel mit Register, der Kirchturm - mit einer Uhr und fünf Glocken versehen - ist gegen die Kirche unverhältnismäßig groß und soll dem Gerücht nach ein Überrest vom dort gewesenen, nun längst verschütteten Schlosse sein. Da die Bevölkerung von Kolbnitz von Zeit zu Zeit sich vermehrte, mußte auch die Kirche 1744 vergrößert werden. Daher beobachtet man Zubauten daran.
Turmeindeckung und Verputzung im Jahre 1836 auf Kosten des hochwürdigsten Fürstbischofs Georg Maier. Die Kirche wurde schon beiläufig 12 Jahre früher unter Fürstbischof Paulitsch neu gedeckt, auch wurde der Turm außen neu verweißt.
Die innere Kirche, da sie schon seit dem Jahre 1756 nicht mehr geweißt worden war, ließ die Gemeinde auf ihre Kosten neu verputzen, wozu vom Kreisamt die Bewilligung um 40 fl (Gulden) aus dem Kirchenvermögen angesucht wurde, wovon aber nur 36 fl bewilligt wurden.
Da der Fürstbischof bei der Turmreparation nur einen weißblechernen Knopf stellen und das alte Stangelkreuz mit einem eisernen Hahn belassen wollte, schuf die Gemeinde mit Verwendung einiger frommen Vermächtnisse den schönen Knopf aus Kupfer. Dieser kostete vom Kupferschmied 18 fl und ist bei 20 Zoll weit und (ohne Stiefl) 24 Zoll hoch. Das Kreuz gab der Schmied zu Oberkolbnitz Philipp Messner unentgeltlich. Beide Stücke vergoldete der Herr Pfarrer Franz Karl selbst. Auch wurden bei dieser Gelegenheit die hölzernen Uhrtafeln des Kirchturms neu gemalt und in der Kirche die Chorwand verstukkaturt und verputzt, sowie das Presbyterium blau ausgemalt. Auf Vortrag des Pfarrers kauften die Männer dieser Pfarre die grünseidendamastene Männerfahne im Jahre 1836 um 85 fl.
Am rechtseitigen Seitenaltar der Kirche befindet sich ein auf Holz gemaltes Madonnenbild mit dem schlafenden Jesuskind, welches Seine Eminenz der hochselige Kardinal Fürst Salm bei seiner ersten Visitation sehr aufmerksam betrachtete und es als eine gute Kopie des großen Malers Guido Reni anerkannte.“

Der Turm in der derzeitigen Höhe wurde in den Jahren von 1891 bis 1893 errichtet. In dieser Angelegenheit steht in einem Gemeinderatsprotokoll vom 30. November 1891 folgendes:
„In Angelegenheit des Turmbaues und der Eindeckung der Pfarrkirche zu Kolbnitz wurde beschlossen, daß die Kosten dafür auf drei Jahre verteilt je 500 fl betragen, diese jeden Jahres einzuheben sein werden, daß die Gemeinde den Bau übernimmt und behufs Übergabe desselben an einen Baumeister selbst das nötige veranlassen müsse, und daß endlich der Turm und das Mauerwerk in der Weise erhöht wird, wie es Kirchturmspitzen erforderlich machen. Über welche Modalität noch mit Zimmermeister Steiner zu beraten ist.
Wegen des Turmbaues wurde auch eine „Dankadresse“ an Fürstbischof Josef Kahn gerichtet, mit dem Dank für die Anweisung, unentgeltlich Holz aus den Waldungen der Pfründe entnehmen zu dürfen.


Bericht aus der Pfarrchronik

„Einsturz des Kirchendaches, 6. Feber 1951 3Uhr 30:
Infolge des nach dem 24. Jänner einsetzenden Schneefalls hatte der Schnee auf dem Kirchendach eine Höhe von 80 cm, vertikal gemessen, erreicht. Nun setzte am Abend des 5. Feber unerwartet heftiger Regen ein. Am folgenden Tage, 4 Uhr morgens, wurde der Pfarrprovisor Pater Georg Dullnig vom patrouillierenden Gendarm Herrn Anton Thaler geweckt mit der Nachricht, das Kirchendach liege am Boden. Eine nähere Beobachtung war wegen der herrschenden Finsternis nicht möglich. Bei Tagesanbruch machten sich Herr Paul Bugelnig und der Pfarrprovisor bei immer noch fortströmendem Regen nach entgegengesetzten Seiten auf den Weg, Hilfspersonal zu organisieren, um den Schnee abzuschöpfen und mit den Aufräumungsarbeiten zu beginnen. Das Allerheiligste wurde in den Pfarrhof übertragen, Kanzel und Seitenaltäre abmontiert und im gewölbten Presbyterium verstaut, die Orgelpfeifen in den Pfarrhof gebracht, da das Wasser durch den flachen Plafond des Schiffes herunter und bei der Kirchtüre hinausfloß. Um das durch Bettelbriefe aufzubringende Geld hat sich Herr Hans Auer in Zandlach große Verdienste erworben, einen bedeuten den Anteil der Kosten trugen die Pfarrpfründe, ferner wurde eine kircheneigene Waldparzelle kahlgeschlägert.
Die Gottesdienste wurden bis zur feierlichen Einweihung am 21. Oktober 1951 durch Bischof Dr. Josef Köstner im Vereinshaus und in der Wallfahrtskirche Maria am Sandbichl gefeiert.

Innenausstattung

Foto 364 Unterschrift: Pfarrkirche Kolbnitz  innen  2000
Die spätgotische Pfarrkirche, deren Mauerwerk im Kern vermutlich Reste eines romanischen Vorgängerbaues enthält, wurde im 18. Jahrhundert im Stil des Barock umgestaltet. An der Nordseite wurde 1744 an das Langhaus ein schmäleres Seitenschiff angefügt. Die Kirche besitzt drei Altäre. Der rechte Seitenaltar wurde mit der Errichtung des Volksaltares nach dem 2. Vatikanischen Konzil um 1965 an die Nordwand des Seitenschiffes versetzt.
Die Pfarrkirche von Kolbnitz wurde im Jahre 1952 nach der Schneekatastrophe, die den Kirchendacheinsturz zur Folge hatte, sorgfältig restauriert. 1982/1983 wurde sie einschließlich Turm einer Außenrenovierung unterzogen, 1990 wurde die Innenrestaurierung durchgeführt.
Ein abgefaster spätgotischer Triumphbogen grenzt das Langhaus gegen den Chor ab, der in Breite und Höhe dem Kirchenschiff ungefähr entspricht. Chorschluß und Vorjoch werden von einer barocken Flachtonne mit Stichkappen, Konsolen und Stuckrankenwerk aus der Zeit um 1700 überwölbt.
Der Kirchenpatron St. Jakobus der Ältere in der Gloriole bildet die Mittelfigur des barocken Hochaltares aus der Zeit um 1750. Darüber befinden sich die geschnitzte Skulpturengruppe Marienkrönung sowie Engelsfiguren mit Posaunen. Zum Skulpturenschmuck des Chores gehören weiters die barocken Statuen der Apostelfürsten Petrus und Paulus, die rechts und links den Hauptaltar abschließen. Die Kanzel an der linken Triumphbogenwand wurde um 1750 angefertigt. Die Pietà an der rechten Seite des Triumphbogens, ein Werk aus dem 16. Jahrhundert, ist stark überarbeitet worden. Der Altar an der Ostwand des Seitenschiffes ist mit einer geschnitzten Plastik des Schmerzensmannes mit Geißelsäule geschmückt. Das Aufsatzbild des im Stil des Spätrokoko gestalteten Altares zeigt die Schmerzhafte Muttergottes. Das Bild der Gottesmutter mit Kind ziert den Altar an der Nordseite des Seitenschiffes, der ebenfalls um die Mitte des 18. Jahrhunderts hergestellt wurde. Beachtung verdienen auch die ausdrucksvollen Kreuzwegstationsbilder, bei denen es sich um Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts handelt.
Der Pfarrpatron
Geweiht ist die Pfarrkirche Kolbnitz Jakobus dem Älteren, jenem Apostel und Märtyrer, dessen Reliquien im spanischen Santiago de Compostela verehrt werden. Die legendenhafte Übertragung seines Leichnams aus dem Orient fällt in das 7. Jahrhundert. Nach den beiden großen Wallfahrtsorten Jerusalem und Rom war sein Grab vom 10. bis zum 15. Jahrhundert Zielpunkt der größten Pilgerwanderung des Mittelalters (Jakobusweg).

Literatur:  Chronik der Pfarre Kolbnitz
    Dehio – Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Wien 1981.
    Moro, Gotbert: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 8. Teil 3 Oberkärnten, Klagenfurt 1959.
    Gemeinderatsprotokolle Gemeinde Reißeck 1877 – 1908, Übersetzung Emil Scheiflinger
    Bauprotokolle der Pfarre Kolbnitz
     Archiv der Diözese Gurk