Ein Zugehen auf Gott
Ein Impuls zur Fastenzeit
"Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!"
(Mk 1,15)
Ich kann Sie beruhigen, es ist kein fastenzeitliches Mahnschreiben, welches hier zu lesen ist. Es geht mir im folgenden Gedankengang nicht um persönlich gefasste Vorsätze, wie jene, etwas im eigenen Leben zu ändern, fragwürdige Verhaltensweisen zu meiden, Laster oder Essgewohnheiten abzulegen.
Vielmehr ginge es mir darum, einmal einen Denkanstoß zu geben, den Begriff der Umkehr anhand des jeweils eigenen Lebensweges in den Blick zu nehmen. Umkehr weist viele Aspekte auf: von einem Irrweg abkehren, zurück an den Start gehen, neue Wege beschreiten, etc. Umkehr verstehe ich aber auch als Herzensausrichtung auf Gott hin, ein Zugehen auf Gott.
Seit ich in meinen Jugendtagen darauf angesprochen worden war, ob ich mir nicht vorstellen könne Priester zu werden, beschäftigte mich diese Art Umkehr oder Lebensausrichtung einmal stärker und dann wieder weniger stark, über einige Strecken meines Lebensweges überhaupt nicht oder möglicherweise nur unbewusst. Die Frage nach einem bewussten Zugehen auf Gott hin als Priester flackerte immer wieder einmal auf und war rückblickend hier und da präsent: durch Menschen in meiner Umgebung, in meiner Suche nach und durch meinen Glauben an Gott.
Nein, ich hatte keine Visionen, ich hörte auch keine Stimme und erlebte auch kein Wunder – spectaculum – also kein spektakuläres Ereignis. Es war und ist eine Wahrnehmung, ein Gefühl, ein Rufen tief in mir. Und es ließ und lässt mich bis heute nicht los. Nach einem langen und zähen „Kampf“ mit Gott und einem Ringen mit mir selbst, traf ich vor drei Jahren eine Entscheidung in einer Frage, die ich immer wieder auch in geistlicher Begleitung abklopfen ließ und kam immer mehr zur Antwort: JA!
Ja, ich kann es mir vorstellen, für Gott und die Mitmenschen als Priester da zu sein, mich in einen geistlichen Dienst nehmen zu lassen,… zu dienen.
Nicht als Umkehr im herkömmlich verstandenen Sinne würde ich dies bezeichnen, auch nicht als neuen oder anderen Weg. Es ist einfach ein Lebensweg. Ja, es ist mein Lebensweg. Diesen meinen Lebensweg möchte ich gehen. Ich kann es nur versuchen, mich einlassen, Lernen auf diesem Weg. Nicht Umkehr im Sinne eines Neustarts, sondern vielmehr Umkehr verstanden als ein Zugehen auf Gott im steten Suchen dessen, nicht was nur ich von meinem Leben erwarte, sondern Suchen nach dem, was Gott von mir in meinem Leben erwarten könnte. Umkehren, Hinkehren zu Gott, Einkehren bei Gott.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit der Vorbereitung auf Ostern, sowie Mut und Kraft Ihren Weg zu gehen.
Markus Schöck
(Seminarist für die Diözese Graz-Seckau)